Die Geschichte der Judo-Abteilung

Die Judo-Abteilung war eine von zunächst 8 Abteilungen des am 16. April 1959 neu gegründeten Polizeisportvereins Göppingen. Während die übrigen 7 Abteilungen sich zunächst fast ausschließlich aus aktiven Polizeibeamten rekrutierten, war es für die beiden ersten Macher der Judo-Abteilung, den 28 Jahre alten Rolf Schick und den 24 Jahre alten Ludwig Löffler von Anfang an klar, dass die Judo-Abteilung nur mit Zulauf aus dem zivilen Bereich Bestand haben würde. Die beiden Polizeibeamten der 7. Hundertschaft der Bereitschaftspolizei hatten 1957 als Partner bei dem Jiu Jitsuka Hasemaier (2. Dan) aus Nordrhein-Westfalen einen dienstlichen Selbstverteidigungslehrgang absolviert und waren, allerdings noch mit dem weißen Gürtel, Ausbilder in der Selbstverteidigung bei der Bereitschaftspolizei.

Die Aufgabenverteilung ergab sich dann mehr oder minder von selbst. Der ältere und dienstranghöhere Rolf Schick wurde Abteilungsleiter und Ludwig Löffler hatte die Aufgabe, einen geregelten Trainingsbetrieb aufzubauen. Zunächst wurde auf einer sehr weichen, von der Göppinger Polizei gestellten Judomatte und auf einer neu gekauften harten Rhode- Tatami trainiert. die Amerikaner erlaubten den PSV-Judoka in der Sporthalle der Cooke-Barracks zu trainieren. Später und für längere Zeit wurde in der Sporthalle des Hohenstaufengymnasiums Judo trainiert. Ende 1960 musste Rolf Schick aus gesundheitlichen Gründen den Polizeiberuf aufgeben und zog von Göppingen weg. Von da an übernahm Ludwig Löffler auch die Abteilungsleitung.

Obwohl es zu dieser Zeit in Göppingen bereits zwei Judo-Abteilungen gab (Olympia Göppingen und Sportverein), hatte die PSV-Judo-Abteilung von Anfang an regen Zulauf aus der zivilen Bevölkerung und wurde in wenigen Jahren mit über 300 Mitgliedern die stärkste Abteilung des Vereins.

Am 10.09.1960 wurde in der Sporthalle des Hohenstaufengymnasiums die erste Kyu-Prüfung abgelegt. Prüfer war Fritz Ritter vom Polizeisportverein Karlsruhe. Von da an ging es kontinuierlich bergauf. Die Bereitschaftspolizei stellte den Kellerraum der 3. Hundertschaft zur Verfügung. Die Abteilung verfügte damit über ein Dojo mit einer Mattenfläche von 8 x 12 Metern und konnte mehr als 2 mal in der Woche trainieren. Der Zulauf an Kindern und Jugendlichen wurde größer. Ein reger Sportbetrieb auf allen Ebenen entwickelte sich. Zuweilen stellte die Bereitschaftspolizei sogar Mannschaftstransportwagen für die Fahrten der Polizei-Judoka zu Wettkämpfen. Mitte der 60er Jahre stieg die 1. Mannschaft in die Landesliga und später in die Oberliga Württemberg auf. Mit dem Umzug in den Judo-Raum in der Sporthalle der Bereitschaftspolizei, einer Trainingsfläche von 11 x 11 Metern mit anschließenden Sanitärräumen waren zunächst alle Wünsche erfüllt. Inzwischen hatte sich neben Judo eine rührige Karategruppe gebildet, die sich 1969 vom Judo in Freundschaft trennte und eine eigene Abteilung gründete.

Durch die Versetzung von Sieghard Weiß nach Göppingen 1962 bekam die Abteilung einen weiteren kompetenten Trainer. Und als dieser mit Ludwig Löffler zusammen am 18.03.1966 an der Landessportschule in Tailfingen den 1.Dan-Grad ablegte, konnte die Abteilung auch in eigener Regie Gürtelprüfungen abgelegen. Beide bestanden 3 Jahre später auch die Prüfung zum „staatlich anerkannten nebenberuflichen Übungsleiter der Fachrichtung Judo“. 1969 übernahm dann Kurt Mühlich eine Trainingsgruppe im Freizeitbereich, legte 1972 die Prüfung zum 1. Dan ab und erwarb 1974 die Übungsleiterlizenz. Später kam dann noch Gerhard Beyer und viele aus den eigenen Reihen als Trainer hinzu. Von 1972 bis 1978 war Göppingen Stützpunkt im Judo. Unsere 1. Mannschaft hatte Zulauf von guten Kämpfern aus Aalen und vor allem aus dem Remstal.

Weil die 1. Mannschaft in der Oberliga Württemberg unter den ersten 4 war, stieg sie nach der Gründung des Judo-Verbandes Baden-Württemberg 1971 direkt in die neue Oberliga Baden-Württemberg auf. Dort wurde sie nach mehreren Anläufen 1978 baden-württembergischer Mannschaftsmeister. Im gleichen Jahr verfehlte die Mannschaft den Aufstieg in die 1. Bundesliga. Sie stieg aber in die Regionalliga der Gruppe Süd auf. Miteinscheidend für diese Erfolge war zunächst eine Kampfgemeinschaft mit Olympia Göppingen und später der Übertritt der besten Kämpfer in unseren Verein.

Ein Meilenstein in der Geschichte der Abteilung war im März 1972 die Fusion des Polizeisportvereins mit Frisch Auf Göppingen zur Turn- und Polizeisportgemeinschaft Frisch Auf Göppingen. Durch eine grundlegende Änderung im Einsatzbereich der Bereitschaftspolizei hatten fast alle Abteilungen ihre Sportler aus dem Polizeibereich verloren weil diese in ihre Heimatvereine zurückkehrten. Die Judo-Abteilung stellte zur dieser Zeit mehr als die Hälfte der Mitglieder des Vereins und war von dieser Entwicklung nicht betroffen.

Auf Grund der guten Trainingsbedingungen platzte die Judo-Abteilung aus allen Nähten. Scharen von Kindern und Erwachsenen bewegten sich mit und ohne Passierschein allabends durch die Wache in Richtung Sporthalle der Bereitschaftspolizei. Die damalige prekäre Sicherheitslage machte eine Trainingslösung außerhalb der Polizei- Unterkunft erforderlich. Die Abteilung war auf 400 Aktive und Passive angewachsen. Frisch Auf Göppingen entschloss sich zum Bau der Judo-Halle. Anton Burkhardtsmaier machte die Pläne und überwachte den Bau als Architekt. Passive und Aktive übernahmen den Innenausbau in Eigenarbeit. Neuland betrat die Innenausbau-Leitung um Bernhard Klopfer, Sieghard Weiß und Ludwig Löffler mit dem Hallenschwingboden auf 600 alten Autoreifen. Er sollte die Würfe abfedern aber nicht als Trampolin wirken. Noch heute liegen die gleichen Reifen unter der bereits dritten Mattenauflage. Die Einweihung der Judo-Halle war am 6. Februar 1976. Lange Zeit war die Judo-Halle Samurai das schönste Dojo im Land.

Im sportlichen Bereich ging es auf und ab. Nach 3 Jahren Regionalliga kam der Abstieg in die Verbandsliga. Die Mannschaft mit rund 20 Kämpfern aus Göppingen, Lorch, Aalen und Ravensburg ging auseinander, für die Judo-Abteilung und den Trainingsbetrieb eher ein Vorteil. Man besann sich wieder auf die eigenen Qualitäten. In den Einzelwettkämpfen hatte die Abteilung in der Jugend, bei Frauen und Männern Württembergische und Süddeutsche Meister und viele Platzierte zu verzeichnen. Den größten Erfolg errang Eckart Fegert, der am 11.10.1978 in Wolfsburg Deutscher Meister der Junioren (U21) wurde. Nach mehreren Auf- und Abstiegen ist die Männer-Mannschaft seit 2004 wieder in der Württembergliga und wurde 2011 sogar Württembergischer Meister. 2001 ist Ludwig Löffler nach 42-jähriger Trainertätigkeit altershalber zurück getreten. Seine Schüler haben den Trainings- und Wettkampfbetrieb ohne Probleme weiter geführt.

1982 begannen einige Judoka unter Günter Stolz und Jürgen Mack mit der Selbstverteidigungssportart Ju Jutsu. Bald bildete sich eine ansehnliche Gruppe, die bis heute 2 Trainingseinheiten in der Woche durchführt und eine ganze Reihe Danträger im Ju Jutsu hervorgebracht hat. Seit 2002 wird auch Shinkendo betrieben. Die Abteilung hat seit 1990 ihren Namen in Judo- und Ju Jutsu-Abteilung umbenannt.

Neben den erfolgreichen Wettkampf-Sportlern hatte die Abteilung vor allem auch im Freizeitbereich enorme Erfolge zu verzeichnen. Insgesamt haben knapp 100 Dan-Träger in der Abteilung ihre Prüfung abgelegt. Mit einem 7. Dan, zwei 6. Dan, zwei 5. Dan-Trägern und vielen Schwarzgurten vom 1. bis 4. Dan gehört die Abteilung auch hier zu den Erfolgreichsten. Die Dan-Träger unserer Abteilung haben hunderten von Judoka Gürtelprüfungen vom weiß-gelben bis zum braunen Gürtel abgenommen. Mit Gerhard Beyer, Karlheinz Turowsky , Kurt Mühlich und Ludwig Löffler hatte die Abteilung über mehr als ein Jahrzehnt 4 Bundeskampfrichter, was noch kein Verein im Land geschafft hatte.

In führenden Ämtern auf Verbandsebene waren Mitglieder der Abteilung schon früh präsent. Sieghard Weiß war von 1966 – 1971 zweiter Vorsitzender des Württembergischen Judo-Verbandes und ist bis heute Freizeitsportbeauftragter im Verband. Ludwig Löffler war insgesamt 16 Jahre Verbandssportwart in Württemberg und Baden-Württemberg und 30 Jahre lang Gruppenleiter der Gruppe Süd im Deutschen Judo-Bund. Kurt Mühlich ist seit 1978 bis heute Kampfrichterobmann im Bereich Württemberg Süd. 11 Übungsleiter mit A- B- und C-Lizenz halten in der Abteilung den Trainingsbetrieb aufrecht.

Mit vielen Veranstaltungen hat die Abteilung im Land, national und auch international auf sich aufmerksam gemacht. Unzählige Meisterschaften auf Landes- und Bezirksebene sind in der Freihofturnhalle mit großem Engagement der Helfer über die Bühne gegangen. In der Hohenstaufenhalle fanden mehrere Süddeutsche Meisterschaften statt. Hervorzuheben sind besonders die nationalen und internationalen Großveranstaltungen in der Hohenstaufenhalle.


07.12.1968 Deutschlandpokal Eine Mannschaftsmeisterschaft der Auswahlmannschaften der 4 Gruppen des Deutschen Judo-Bundes
09.09.1978 Vierländerkampf Deutschland, Österreich, Frankreich, Japan und Deutschland zum 25-jähriges Jubiläum desDeutschen Judo-Bundes mit der Demonstrationsveranstaltungen der  wichtigsten  Budo-Praktiken in 4 weiteren Sporthallen in Göppingen
30.06.1990 internationale DEM der Junioren     Internationale offene Einzelmeisterschaftder besten Junioren (damals U21) der Welt

Abteilungsleiter der Abteilung

1959 -1960 Rudolf Schick
1961 - 1967 Ludwig Löffler
1968 Heinz Haag
1969 - 1977 Sieghard Weiß
1978 - 2001 Karlheinz Turowsky
2002 - 2008 Rolf Henning
2008 - heute Lothar Hilger

Heute ist die Judo- und Ju Jutsu-Abteilung eine lebendige Abteilung mit vielen Aktivitäten in den Einzel- und Mannschaftswettkämpfen, in der Kinder- und Jugend-Arbeit und bei Freizeitveranstaltungen am Rande und um den Judo-Sport. Eine große Anzahl von lizenzierten Trainern und ehrenamtlichen Helfern sichern den Bestand und die Entwicklung in die Zukunft.

Ludwig Löffler